Die VISIONEERS Finca

12. April 2023

Die VISIONEERS Finca
Die gemeinnützige Organisation Asociación VISIONEERS Costa Rica wurde im Januar 2020 mit dem Ziel gegründet, soziale Projekte in Mittelamerika zu entwickeln und umzusetzen. Die Asociación setzt sich für globales Lernen, Umweltschutz und die Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung in Mittelamerika ein. Asociación VISIONEERS CR hat im Jahr 2021 eine 55.000 m² große Kaffeeplantage in der Region San Andrés León de Cortes erworben. Ziel ist es, dass die Einnahmen des klimafreundlich produzierten Kaffees langfristig für die Umsetzung von sozialen Projekten und Weiterbildungen, für die in San Andrés de Leon Cortes lebenden Menschen, investiert werden.

KAFFEE in Costa Rica
Die ersten Kaffeepflanzen, in Costa Rica Grano de Oro (Goldkorn) genannt, wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Costa Rica gebracht. Sie wurden zunächst als Zierpflanze gehalten, aber schon bald erkannte man das Potenzial der exotischen Sträucher. So wies man die heimischen Bewohner an, durch Anbau im eigenen Garten die Produktion anzuregen. Die ersten Kaffee-Fincas wurden ca. 1830 im Zentraltal eröffnet. Costa Rica exportierte als erstes Land Mittelamerikas den Ertrag nach Europa. Das wertvolle Exportprodukt Kaffee generiert auch heute ein hohes Einkommen für das Land.

San Andrés
Auf einer Höhe von 1200-1800 Höhenmetern und bei einer Temperatur von 15-28 Grad Celsius gedeihen die Kaffeebohnen am besten. Diese Bedingungen werden im Zentraltal Costa Ricas erfüllt. Hier befindet sich auch der Kanton León Cortés mit einer Gesamtbevölkerung von 12.200 Einwohner:innen. Dieser Kanton bildet zusammen mit den Kantonen Dota und Tarrazú eines der wichtigsten Kaffeeanbaugebiete in Costa Rica, die „Zona de los Santos“. In dieser Region werden ca. 30 % des Exportkaffees produziert.
León Cortés ist in sechs Bezirke unterteilt, darunter der Bezirk San Andrés mit ca. 1.600 Einwohner:innen. Dort besitzen ca. 100 Familien eine eigene Kaffee-, Gemüse- oder Obstplantage. Die ansässigen Kleinbäuer:innen sind von großen Unternehmen/Cooperativas abhängig und fühlen sich von diesen oft unterdrückt. Aktuell verkaufen alle Kaffeebäuer:innen in San Andres an die Cooperativas.
In San Andrés gibt es nur sehr wenige Ausbildungs- und Bildungschancen für junge Menschen, was zu sozialen Problemen, Armut und Kriminalität – und steigender Landflucht geführt hat. Inzwischen gehört San Andrés zu einem der Gebiete mit der höchsten Kriminalität des Kantons. Die Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahren um 12 % gesunken. Aktuell besuchen 25 Student:innen aus San Andrés die Universitäten in San Jose, da es in San Andrés keine Weiterbildungsmöglichkeiten für sie gibt. 25 % der Anwohner:innen pendeln beruflich täglich nach San Jose. In San Andrés gibt es neben den beiden lokalen Schulen keine Bildungs- und Freizeitangebote für die Bevölkerung. Die nächsten Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in verschiedenen Nachbarsorten, welche mit dem Auto oder Motorrad ca. 30 Minuten entfernt liegen.

Bewirtschaftung der Kaffeeplantagen
In der Produktion werden die Kaffeebäuer:innen immer einschränkenderen Maßnahmen ausgesetzt: Folgen des Klimawandels sowie Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten beeinflussen den internationalen Kaffeepreis und die Produktion an sich. Viele Kleinproduzent:innen in der Region fühlen sich dazu gezwungen, ihre Plantagen zu verkaufen. Traditionellerweise übernehmen die Kinder der Familien in Costa Rica die Plantagen, doch durch Abwanderung oder wenig finanzielle Sicherheit kommt dies immer seltener vor. Die Unsicherheiten wirken sich immer mehr auf die Arbeits- und Sozialbedingungen der Kaffeepflückenden und Tagelöhnenden aus, welche geprägt sind durch Arbeitsplatzunsicherheit und Ungleichbehandlung.

Bau des Seminarhauses
Im Rahmen der Tätigkeit der Projektmitarbeitenden von Asociación VISIONEERS Costa Rica sowie den Nord-Süd Freiwilligen in San Andrés wurde immer wieder der Bedarf an einer Bildungs- und Begegnungsstätte festgestellt. So wurde nach dem Erwerb der Kaffeeplantage der Grundstein gelegt, auf diesem Gelände ein Seminarhaus zu erbauen.
Das Seminarhaus von 300m2, wurde von der Schmitz Stiftung gefördert, liegt an der Hauptstraße im Zentrum von San Andrés de León Cortes und ist nur wenige Fußminuten von der Oberschule, der Kirche, dem Marktplatz und einer belebten Nachbarschaft entfernt. Das Seminarhaus entsteht direkt auf dem Gelände der Kaffeeplantage und ist nahezu fertiggestellt.

Ziel des Seminarhauses
Dieses Seminarhaus wird seit 2023 als Bildungs-, Austausch- und Begegnungsstätte für junge Menschen und Familien genutzt. So gibt es aktuell zweimal die Woche Sprachunterricht und im Mai 2023 und ab Juni 2023 Fortbildungsangebote für Kleinbäuer:innen in Kooperation mit dem staatlichen Institut INA.  Es können bis zu 40 Personen gleichzeitig Trainings in einem Workshop- und Konferenzraum sowie auf dem Außengelände erhalten.
Dieses Zentrum ist ein sicherer, integrativer Ort, frei von Vorurteilen, an dem Menschen unabhängig von Herkunft, Nationalität, Religion, Bildung und sozialem Niveau teilnehmen können. Sie werden in verschiedenen Bereichen ausgebildet und je nach Interesse, auch auf einen Süd-Nord Freiwilligenaustausch vorbereitet.

Tag der offenen Tür
Am 21. März 2023 wurde die Fertigstellung des Baus des Bildungszentrums gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft im Rahmen des Tages der offenen Tür gefeiert.

Besonders bedanken wir uns für die Förderung der Schmitz Stiftung, die uns den Bau dieses Seminarhauses ermöglicht hat.